"The only way to do great work is to love what you do. If you haven't found it yet, keep looking. Don't settle." - Steve Jobs
In diesem Sinne freue ich mich erneut, euch von meinen Erfahrungen und Erlebnissen im Trainingslager hier in Calpe zu berichten. Zwei weitere intensive Trainingsblöcke sind absolviert, und ich blicke auf die vergangene Woche mit einem Wechselbad an Gefühlen zurück.
Am letzten Donnerstag begann der 2. Trainingsblock. Mit einer 5-stündigen Grundlage hatte ich die Gelegenheit, eine etwas ausführlichere Tour zu planen und in neue Regionen vorzustossen. Begleitet wurde ich neben dem überraschend strahlenden Sonnenschein und den angenehm warmen Temperaturen von Noelle, der Freundin meines Bruders Simon. Es war einer dieser Tage, an dem alles automatisch ablief. Ich genoss den Moment, die Landschaft und die Atmosphäre der Region. Die Zeit verflog, und ich nahm die Anstrengung des Trainings kaum wahr. Fast schon zu perfekt...
Nun, das dachten sich vermutlich auch die spanischen Strassen. In der Abfahrt des ersten Passes war vorerst Schluss mit den Hochgefühlen. Die feuchte, salzige Luft führt dazu, dass der Grip-Level auf den Strassen oft schwer einschätzbar ist. Die abwechselnden Bedingungen zwischen Sonne und Schatten, Feuchter und trockener Fahrbahn, zusammen mit meinem Drang, meine Stärke im Abfahren aufzufrischen, wurde mir schliesslich zum Verhängnis.
In einer steilen, schattigen Kurve geschah das Unmöglich geglaubte, und der Continental 5000 TT Reifen verlor die Haftung…. Einen kurzen Moment später gewann dafür aber meine Haut an Haftung, und bremste mich auf dem Asphalt wie stets zuverlässig innert kurzer Distanz aus.
Glücklicherweise blieb bis auf eine geschwollene Hand, ein paar Schürfwunden an der linken Körperhälfte und einem nun gut belüfteten Teamdress alles im Schuss. Lediglich mein Selbstvertrauen in Bezug auf technische Abfahrten ist seither verschollen.
Nun gut, das war das bisherige Lowlight. Immerhin habe ich jetzt den jährlich vorgemerkten Sturz schon hinter mir, was mich für den Rest der Saison deutlich entlastet.
Mit diesem Mindset nahm ich den Rest des Trainings in Angriff, wobei ich die geplanten Einheiten im Kraftraum, dem Intervallberg oder auf der Yogamatte alle nach Vorgabe umsetzen konnte.
Erwähnenswert ist das gestrige Training. Es sollte ein anspruchsvoller Tag werden mit drei 20-minütigen Intervalleinheiten. Geplant war, diese in der Sweet-Spot Zone zu absolvieren, was rund 90% der stündlichen Maximalleistung entspricht. Um das Ganze noch etwas aufzufrischen und wieder eine Einschätzung zum Trainingsfortschritt zu erhalten, durfte ich die letzte Wiederholung noch mit voller Kraft fahren.
Wie so häufig an Testtagen war auch mein innerer Zweifler wieder am Start. Heute war mein Dialog über das grosszügige Frühstück und die Folgen des erlittenen Sturzes besonders laut. Auch die Vorgabe meines Trainers, die letzte Wiederholung mit 420 Watt anzugehen, was einer persönlichen Bestleistung über diese Zeitspanne entsprechen würde, verunsicherte mich zusätzlich.
Nichtsdestotrotz startete ich mit dem Effort. Die ersten 20 Minuten waren nicht gerade amüsant. Beine und Kopf waren noch nicht ans Leiden gewöhnt, und wie bereits angesprochen, wurde an allem gezweifelt. Ich war versucht, mir erste Ausreden einfallen zu lassen, um den Test an einem anderen Tag durchzuführen. Letztlich siegte jedoch der innere Sturkopf. Jedes Training zählt, Schritt für Schritt in Richtung Ziel!
Neu motiviert nahm ich auch die zweite Wiederholung in Angriff. Auch hier fand ich noch keinen wirklichen Rhythmus und war mit meinen Gedanken weit weg. Einzig die mich kreuzenden Radfahrer des Profi-Teams Uno-X vermochten es, mich erneut zu motivieren, auch die letzte Wiederholung und somit den Leistungstest in Angriff zu nehmen.
Mit der Einstellung, die ersten 5 Minuten mit den angepeilten 420 Watt zu absolvieren, trat ich erneut in die Pedale. Ich war selbst völlig überrascht von der plötzlichen Leichtigkeit, die meinen Körper erfüllte. Es gelang mir, mich vollkommen auf die mir abverlangte Aufgabe zu fokussieren, den Schmerz auszublenden und (zumindest für die ersten 10 Minuten) den Test zu geniessen. Durch gezieltes positives Zureden, der Vorstellung, schon bald bei Rennen in ähnlichen Momenten durchbeissen zu können, und den Gedanken an die zu erreichenden Ziele knackte ich auch noch die restlichen 10 Minuten und absolvierte den Test mit schlussendlich 419 Watt.
Neue Bestleistung und vor allem ein wichtiger Sieg für mein Selbstvertrauen und ganz bestimmt das Highlight der letzten Tage.
Nun gut, genug der Wattwerte und mentalen sowie körperlichen Herausforderungen. Ich bedanke mich bei allen, die den ausführlichen Beitrag bis hierhin mitgelesen haben, und wünsche euch eine gute Zeit.
Gruäss, Christoph
PS: Falls jemand einen Beitrag zur Reparatur der durchlöcherten Trikots leisten möchte, verweise ich gerne nochmals auf die bald auslaufende Crowdfunding-Aktion
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