Last Man Standing!
Wieder sind einige Wochen vergangen, in denen ich verschiedenste Abenteuer erleben durfte. Nach meiner Reise nach Polen folgte ein kurzer Zwischenstopp in Dürrenroth, vor allem um mal wieder alle Kleider zu waschen und eine lang ersehnte Nacht im eigenen Bett zu verbringen. Nach einer kurzen Verschnaufpause und einigen Runden über Kappeler und Lueg ging es aber auch schon wieder weiter. Ziel diesmal: Belgien!
Mein Teamkamerad Zak wohnt hier in einem "Velohaus", wo verschiedene Teams und Fahrer aus aller Welt zusammentreffen, um die hiesigen Kermis-Rennen zu bestreiten. Man sagt nicht grundlos, dass Belgien die Heimat des Radsports sei, denn wer mag, kann hier wöchentlich gleich mehrere nationale Rennen mit grossen und vor allem starken Starterfeldern absolvieren.
Oft finden diese Rennen während eines Marktes oder eines anderen Events statt und ziehen viel Publikum an. Die Stimmung am Streckenrand heizt richtig ein. Für mich sind diese Rennen besonders interessant, da die oft flachen, schnellen und technischen Rundkurse meinen Stärken als Rouleur sehr entgegenkommen und mich auf ein Top-Resultat hoffen lassen. Zugleich ist hier das taktische Fahren hier zentral: Die Selektion im Rennen verläuft fast immer über Instinkt und Positionierung. Allein fit zu sein, nützt hier wenig.
Eine grosse Herausforderung für mich als Quereinsteiger , aber auch die perfekte Gelegenheit, um mich weiterzuentwickeln und den Racecraft zu erlernen. So kam es, dass ich in den ersten zwei Wettkämpfen trotz Topform die richtigen Gruppen verpasste und mich mit bescheidenen Platzierungen begnügen musste. Die nötigen Rückschlüsse habe ich aber gezogen und hoffe nun, das Gelernte bereits am kommenden Dienstag unter Beweis zu stellen.
In der Zwischenzeit hatte ich wieder einmal die Gelegenheit, die Nationalmannschaft in Italien zu vertreten. Gemeinsam mit einem talentierten Kader konnte ich vergangene Woche am Giro della Friuli Venezia Giulia teilnehmen, einem Etappenrennen der UCI 2.-Kategorie mit einem starken Fahrerfeld.
Wieder erwartete mich eine Achterbahnfahrt der Gefühle . Bereits am ersten Tag starteten wir bei bis zu 36 Grad und wolkenlosem "Traumwetter" in die 180 km lange Flachetappe. Das Traumwetter stellte sich schnell als Albtraum heraus. Völlig am Kochen kämpfte ich darum das Schweizerkreuz in der Ausreissergruppe zu vertreten, was trotz vollem Einsatz leider nicht klappte. Im Fahrerfeld mit 26 Mannschaften folgte Angriff auf Angriff, und auch wenn eine kleine Gruppe einen Vorsprung herausfuhr, so sprangen immer wieder Fahrer aus dem Peloton und führten das Feld mit sich an die Spitze. Das wiederholte sich hundertfach , bis nach fast 90 Minuten und 75 zurückgelegten Rennkilometern (49.5 km/ avg.) endlich Ruhe einkehrte... leider ohne Swiss-Cycling.
Auch am folgenden Tag war das Glück nicht auf unserer Seite. Die 36 Grad lösten sich im dichten Regenschauer in Luft auf, und Italien begrüsste uns für die anstehende Bergetappe mit kühlen Bedingungen. Gerade bei der Überquerung und der folgenden Abfahrt der 1500 Meter hohen Pässe vermisste ich die vergangenen Temperaturen sehr. Zudem verwandelte der Regen die italienischen Strassen zunehmend in eine Rutschpartie , und so lag an besagtem Tag das halbe Feld irgendwo im Strassengraben . Leider konnte auch ich diesem Schicksal nicht entrinnen und untersuchte mit meiner Hüfte den Asphalt auf dessen Körnung.
Mit einigen Schürfwunden, einer leichten Erkältung und zunehmender Müdigkeit startete ich in die letzten beiden Etappen. Trotz dieser Rückschläge gab ich weiterhin mein Bestes , um meinen Teamkameraden zu helfen, insbesondere bei der Positionierung vor Schlüsselstellen oder in der Neutralisierung gefährlicher Attacken. Im Finale konnte ich persönlich leider nicht weiter mittmischen, Nils Brun gelang in der letzten Etappe aber ein starker Sprint der Ihn mit dem 3. Rang belohnte . Ein kleiner Teil dieses Erfolges zu sein macht mich abschliessend doch sehr Stolz.
Besagter Nils steht heute auch an der Europameisterschaft in Hasselt am Start, wohin ich mich jetzt aufmache, um ihn tatkräftig anzufeuern.
In diesem Sinne,
Gruäss und bis Gly!
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