"Nach der Ernte ist vor der Aussaat."
Wieder zuhause in Dürrenroth und bereits mit etwas aufgeladenen Batterien begrüsse ich euch zum letzten Newsletter der Saison 2024. Jetzt ist die Zeit, nochmal auf die vergangenen Highlights und Lowlights der letzten Monate zurückzublicken und das Erlebte zu reflektieren. Da ich darüber alleine ein Buch verfassen könnte und ich an der Ausdauer von euch Lesern zweifle, möchte ich mich in diesem Beitrag etwas detaillierter mit der Off-Season befassen.
Vorab aber noch eines: Ich möchte diesen Moment nutzen, um mich bei all meinen Sponsoren, Gönnern und sonstigen Supportern herzlich zu bedanken. Denn ohne euch wären all diese Erlebnisse definitiv nicht möglich gewesen.
Merci vielmau!
Nun gut, zurück zur Off-Season. Für alle, die den Begriff nicht kennen, hier kurz erklärt: Nachdem die letzten Rennen der Saison beendet sind und bevor das Training und der Aufbau im November wieder starten, haben wir Athleten etwa drei Wochen Zeit, uns zu erholen und mal etwas anderes zu tun, als Rad zu fahren. Ziel ist es, dem Körper und vor allem dem Geist Zeit zu geben, sich vom anstrengenden Rennalltag zu erholen, um anschliessend wieder mit vollem Elan und Fokus auf die kommende Saison hinzutrainieren.
Ich nutze die Zeit, um reinen Tisch zu machen: lange liegengebliebenes Material zu organisieren, Rechnungen zu bezahlen und die Rennausrüstung auf Vordermann zu bringen. Zudem habe ich endlich etwas Zeit, um mich mit Freunden und Familie zu treffen und über die erlebten Abenteuer auszutauschen.
Persönlich am wichtigsten ist mir aber die Zeit in den Bergen...
Wie verwöhnt wir in der Schweiz gerade in Bezug auf die Natur leben, wurde mir erst im Verlauf dieses Jahres bewusst. Ich habe im Ausland viele sehr schöne Regionen kennengelernt; gerade Griechenland oder Polen waren wirkliche Highlights. Aber ans Alpenpanorama mit den verschneiten Berggipfeln, den schroffen Felswänden und blauen Bergseen kommt nichts auch nur annähernd heran.
Vergangenes Wochenende habe ich mich kurzfristig entschlossen, die Nacht im Freien zu verbringen. Ich packte am Samstagmorgen meinen Rucksack und fuhr auf die Axalp im Berner Oberland. Bei 20 Metern Sicht und Nebel machte ich mich auf den Weg Richtung Wildgärst, einem knapp 3000 Meter hohen Gipfel der Voralpen. Die gelben Wälder wichen nach und nach einer Winterlandschaft, und mit jedem Schritt löste sich auch der Nebel weiter auf.
Als ich nach drei Stunden anstrengendem Aufstieg durch 30 Zentimeter tiefen Neuschnee den Gipfel erreichte, traute ich meinen Augen kaum. Das spektakuläre Panorama über die Voralpen, das Nebelmeer und die von der Abendsonne beleuchteten Giganten Eiger, Mönch und Jungfrau raubten mir den Atem und liessen alle Strapazen, die gefrorenen Füsse und den beissenden Wind sofort vergessen. Es fühlte sich an, als rückten alle Probleme des Alltags unter der Nebeldecke, was zählte, war das Hier und Jetzt.
Und so kam es, dass ich auch am nächsten Morgen trotz Schlafmangels, einer löchrigen Luftmatratze, kaltem Reis und steifgefrorenen Trekkingschuhen mit einem Lächeln im Gesicht auf die Axalp hinunterstieg.
Die Ruhe, die Abgeschiedenheit, Schönheit und Einfachheit bieten mir die ideale Umgebung zur Entspannung und Selbstfindung.
Es ist aber zugleich eine Umgebung, die herausfordert, die Lösungen zu Problemen verlangt. Pläne scheitern und verlangen spontane Entscheidungen – sei es durch Kälte, Schnee oder auch Nebel.
Genau das ist es, was mich so fasziniert, ob im Radsport, am Arbeitsplatz oder in den Bergen: Herausforderungen effizient zu meistern und mich dadurch als Mensch weiterzuentwickeln.
Wenn ich stets in meiner Komfortzone verweile, werde ich Mühe haben, mich zu verbessern. Wenn ich aber die Herausforderung suche, mich bewusst ins Unbekannte stürze und meine Grenzen teste, muss ich mich verbessern und weiterentwickeln, um diese Herausforderungen meistern zu können.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine gute Zeit und bis Gly
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